Mit
dem Spaten des Archäologen |
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Berg vor Nideggen. - Die Ausgrabungen durch die Archäologen des Bonner Landesmuseums im Badewald, mit denen Anfang der Woche an der Stelle begonnen wurde, wo die Rodehexe vor etwa einem Monat eine Reihe großer, rohbehauener Sandsteinblöcke freilegte, haben für die Altertumsforscher eine große Ueberraschung gebracht. Zum erstenmal im Kreise Düren wurden im Gelände zwischen dem Clemensstock und dem Rödelsberg rechts von der alten Römerstraße Venlo - Kröv, die Fundamente eines gallo-römischen Tempelbaues freigelegt. Die unter Leitung von Dr. Müller stehenden Ausgrabungen bezeichnete der Sachverständige der römischen Archäologie im Bonner Landesmuseum, Dr. H. von Petrikowits, als einen bedeutenden Fund der historischen Bodenforschung im gesamten Dürener Land. Funde von Keramikresten, römischen Glasscherben, Teile von Skulpturen und andere Steinmetzarbeiten lassen diese Tempelanlage mit Sicherheit ins erste bis zweite Jahrhundert nach Christus datieren. Das bisherige Ergebnis der Ausgrabungen läßt den Rückschluß zu, daß im Gebiet des Badewaldes bei Berg vor Nideggen in den ersten Jahrhunderten nach Christus eine bedeutende Siedlung gelegen hat. Ihr Ausmaß läßt sich allerdings vorerst nur ahnen. Klarheit über diesen historisch wertvollen Geländestrich kann nur durch weitere Ausgrabungen geschaffen werden, für die allerdings vorerst die Geldmittel fehlen. Das Bild der Gottheit fehlt Mit den Grabungen im Gebiet des Badewaldes wurde unter Leitung der Fachexperten des Landesmuseums vor etwa acht Tagen begonnen. Erster Anhaltspunkt war der Fund großer Sandsteinblöcke, die nach dem ersten Augenschein als römische Grabenanlage gewertet wurden (siehe DZ Nr. 94 vom 23. April). Zwei etwa 1,50 Meter tiefe Geländeschnitte an dieser Stelle förderten eine einheimische Tempelanlage aus römischer Zeit zutage, die in ihrer gesamten Baustruktur den bekannten Kultgebäuden des gallischen Raumes entspricht. Das Heiligtum besteht aus der Tempelcella im Ausmaß von 5,5 mal 5,5 Meter, die von einer ebenfalls quadratisch angelegten Säulenhalle im Ausmaß von 9,2 mal 9,2 Meter umgeben ist. Die Fundamente dieses Baues, eine lose zusammengefügte Steinpacklage mit aufliegenden Sandsteinblöcken, sind noch deutlich zu erkennen. Leider wurde das Bauwerk - alle Anzeichen sprechen dafür - in späteren Jahrhunderten ausgeplündert und als Steinbruch für spätere Gebäude verwandt. So fehlt in der Mitte der Cella das Kultbild der keltisch römischen Gottheit, während ausgeprägte Friesarbeiten des Tempelgangs freigelegt werden konnten. Handelt es sich um einen Tempelbezirk? Dieser Tempelfund ergänzt das römische Siedlungsbild im Gebiet des Kreises Düren, in dem bisher etwa 400 römische Siedlungen, Dörfer, Gutshöfe, Villen und sonstige Anlagen, registriert werden konnten. Weitere Ausgrabungen scheitern nach Mitteilung von Dr. Petrikowits am fehlenden Geld, da dem Bonner Landesmuseum für diese außerhalb des Grabungsprogrammes stehenden Arbeiten keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Die Nachforschungen, deren Wichtigkeit für das Geschichtsbild des Dürener Raumes außer Zweifel steht, können nur dann fortgesetzt werden, wenn auch von örtlicher Seite, dem dafür zuständigen Kreis Düren, entsprechende Zuschüsse gewährt werden. Noch steht nämlich die Frage offen, ob es sich bei dem Fund im Badewald um einen ganzen Tempelbezirk handelt, oder um eine Wohnsiedlung. Schon mit 1000 DM könnten die Arbeiten weitergeführt werden, die Aufschluß über die Siedlungszusammenhänge nicht nur im Südteil unseres Kreises, sondern für das gesamte Dürener Land geben würden. Die Ausgraber sind mit aller Sorgfalt zu Werke gegangen. Das zeigt schon die Vorsicht, mit der jeder Mauerrest, jeder Fundamentanschnitt und jeder Fund mit Spartel und Pinsel vom Erdreich der Jahrhunderte befreit wird. Nur der Aufmerksamkeit der Rodungsarbeiter, die nach dem ersten Fund den Bauer Fischer aus Berg vor Nideggen benachrichtigten, ist diese interessante archäologische Forschung zu verdanken. Ueber den staatlichen Bodenpfleger im Kreis Düren, Lehrer Jakob Gerhards, ging die Meldung an das Bonner Landesmuseum, dessen Fachleute nach der ersten Besichtigung des Fundortes die Wichtigkeit der durch die Rodehexe angekratzten Fundstelle erkannten. Es bleibt nur die Hoffnung, daß die erfolgreich begonnenen Grabungen mit Hilfe des Kreises Düren fortgesetzt werden können. Nur wenig Zeit steht noch zur Verfügung, denn bald wird über den gerodeten Landstrich der Pflug der Berger Gerstenbauer gehen. Damit ist für immer die Möglichkeit genommen, weitere aufschlußreiche Grabungen zu machen.
(Foto: Schmitz)
(Foto: Schmitz.) |
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Dürener
Zeitung Nr. 113 vom 15. Mai 1953
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