- Düren.
Ein bisher ungelöstes Problem in der Geschichte und
Geographie war das Geheimnis um ATUATUCA, das vor 2000 Jahren von
Caesar in seinem Buche De bello Gallico erwähnt ist und
dessen Lage mit Sicherheit nicht bestimmt werden konnte, weil die
Angaben Caesars der Forschung immer wieder Schwierigkeiten
bereiteten.
-
- Im folgenden
wird nun durch die Erforschung zahlreicher alter Straßen
und Signallinien textsicher nachgewiesen, daß das CASTELLUM
ATUATUCA auf den Rurhöhen bei Nideggen, 40 Kilometer
südwestlich von Köln lag.
-
- Das CASTELLUM
ATUATUCA war das Belagerungslager des OPPIDUM ATUATUCORUM, der
heutigen Stadt Nideggen. Die Gegend war die Heimat der ATUATUCER,
der Nachkommen der Cimbern und Teutonen, die von dieser Basis aus
das römische Imperium in den Jahren 113-101 v. Chr.
wiederholt bestürmten. Dieser Teutonenschreck war für
Caesar und die Römer ein Hauptgrund, ATUATUCA im Jahre 57 v.
Chr. zu erobern, die Atuatucer in die Sklaverei zu verkaufen und
die Eburonen zu vernichten, um den strategisch hochbedeutsamen
Ort als Basis ihrer eigenen Operationen in Nordgallien im Kampf
um den Rhein und gegen Germania, Britannien und Hispanien für
450 Jahre fest in der Hand zu behalten. Mit der Räumung des
Castells ATUATUCA war das Ende der römischen Herrschaft am
Rhein und in Gallien zu Gunsten der Franken entschieden.
-
- Die
Entdeckung des CASTELLUM ATUATUCA gelang jetzt einem ehemaligen
preußischen Pionier-Offizier durch strategische
Überlegungen und Berechnungen, nachdem viele Gelehrte und
Historiker des In- und Auslandes bisher vergebens bemüht
waren, das Problem von internationalem Rang zu lösen.
-
- Da die
Ereignisse um Atuatuca für die Kulturgeschichte der Völker
Europas von entscheidender Bedeutung waren, dürfte die
Entdeckung für viele zum Anlaß werden, bisherige
Vorstellung und Ansichten zu überprüfen und dem
tatsächlichen Befund entsprechend zu berichtigen.
-
1.
Abschnitt-
- Wie ein roter Faden ziehen
die Cimbern, Teutonen und Atuatucer durch Caesars Bücher: II
4, 16, 29, 31, 33. V 27, 38, 39, 56 und VI 2, 33. ATUATUCA selbst
wird zweimal erwähnt: VI 32 und 35.
-
- Seit der Verwüstung des
Eburonenlandes wird es nicht mehr erwähnt. Der Name ist
untergegangen und blieb verschollen. Der Ort war mehr als 2000
Jahre unauffindbar, obgleich er in der Geschichte seine
strategische Bedeutung bis auf den heutigen Tag ununterbrochen
behauptet hat.
-
- Der Kommentator des
Caesartextes, Prof. Hellingk, schreibt dazu in seinen
Erläuterungen: Die Lage von ATUATUCA ist unbekannt,
Die Lage des OPPIDUM ATUATUCORUM ist umstritten, bald hält
man dafür Namur, bald Huy, gegenüber dem Mont Falize
in Belgien.
-
- Diese Auffassung darf sich
jedoch nur auf DIE Atuatucerstadt beziehen, die Ambiorix, der
König der Eburonen, unmittelbar nach der Vernichtung der 15
römischen Cohorten, siegestrunken in einem pausenlosen Tag-
und Nachritt anlief, um die Atuatucer an der Maas gegen das Lager
Ciceros aufzuwiegeln. V 38.
-
- Von unserem OPPIDUM
ATUATUCORUM aber heißt es schon in Buch II 29 ausdrücklich,
daß die Atuatucer nach der Nervierschlacht ihre sämtlichen
festen Plätze und Städte in ihrem Lande preisgaben, um
sich in ihre HEIMAT (domum) in unum oppidum,
zurückzuziehen. Hier wurden sie von Caesar eingeschlossen,
belagert und nach Eroberung der Stadt mit 53000 Mann in die
Sklaverei verkauft. Das OPPIDUM ATUATUCORUM wird dann nie mehr
erwähnt.
-
- Standortbestimmung
Atuatucas
-
- Um so mehr ist die Rede von
einem CASTELLUM ATUATUCA, das Caesar, Cotta, Sabinus und Cicero
in Anspruch nahmen, und von dem ausführlichen und geradezu
spannenden Kriegsberichte gegeben werden. VI 30-44. Die
Positionsangabe für das CASTELLUM ATUATUCA wird von Caesar
in VI 32 von seinem Standort bei der Rheinbrücke bei
Andernach wörtlich gegeben mit: fere est in mediis Eubronum
finibus. die Mitte des Eburonenlandes wird sodann durch
drei Aussprüche in Beziehung zum Rhein gebracht: Sabinus
sagt in seiner Rede in ATUATUCA mit einem Zwei-Tagesmarsch der
über den Rhein herübergekommenen Germanen, u. der
Gefangene der Sugambrischen Reiter ruft aus, in drei
Reiterstunden könnten sie aus der Rheingegend in ATUATUCA
sein. V 27, 29.
-
- 40 km südwestlich von
Köln
-
- Das CASTELLUM ATUATUCA, in
der Mitte des Eburonenlandes, VI 32, muß aber, von
Andernach aus gesehen, auf den östlichen Rurhöhen zu
suchen sein. Diese Gegend zu erreichen war für Caesar
unumgänglich notwendig, um seine Armee nach dem soeben
beendeten Suebenfeldzug bei Beginn der Erntezeit mit den
Getreidevorräten der Kölner Buche zu versorgen und das
Land des Ambiorix zu unterwerfen. VI 29. Hier, an der Rur, in der
Mitte des Eburonenlandes, liegt der Mittelberg über
Abenden.
-
- Die letze
Verteidigungsstellung des sich von der Maas nach Osten
absetzenden Atuatucer, II 29, muß, strategisch gesehen,
ebenfalls auf den östlichen Rurhöhen angenommen werden.
Nach der gegebenen Beschreibung war das OPPIDIUM ATUATUCORUM eine
von hohen Steilhängen umgebene, von Natur vortrefflich
gesicherte Stadt. Sie dürfte mit dem am günstigsten
Rurübergang gelegenen NIDEGGEN vollkommen identisch gehen.
-
- Das ganze ist denkbar
einfach, wenn man feststellt: Das CASTELLUM ATUATUCA war das
Belagerungslager des OPPIDUM ATUATUCORUM. Beide lagen in der
Heimat der ATUATUCER und alles lag so hübsch beieinander,
bei Nideggen, 40 km südwestlich von Köln am Rhein!
-
- Napoleon als
Caesarforscher
-
- Die Forschung hat sich
offenbar durch mehrere Umstände irritieren lassen: weil die
Atuatucer sich schon als Cimbern und Teutonen bis über die
Maas ausgedehnt hatten und auch dort befestigte Orte und Städte
besaßen. Weil Caesar nur von Ardennen und deren Ausläufern
spricht. Bei ihm gibt es den Begriff Eifel nicht. Die
Ausläufer der Ardennen aber reichen bei Caesar bis zu den
Mündungen der Ardennen Flüsse, das heißt bis zur
Erft- und Rurmündung, was hydrographisch durchaus richtig
ist, aber bisher nie erkannt wurde. So stimmt auch die
Größenangabe der Ardennen bei Caesar. VI 29. Die Linie
Krefeld-Roermond ist die Nordgrenze des Eburonenlandes und wird
zur Sprach- und Hofbaugrenze. Weil Sabis wie schon
von anderen Caesarforschern festgestellt, ein Abschreibefehler
sein muß. Prof. R. Müller setzt dafür SUALMIS,
was treffend sein dürfte, denn die Schwalm mündet
textgemäß in die Maas. Zeit-, Gelände- und
Entfernungsangaben rücken nun greifbar nahe zusammen und
wirken überzeugend.
-
- Napoleon III. war jedenfalls
im Bilde und besser beraten. Er gilt als erfolgreicher
Caesarfoscher und betrachtete die Dinge als Stratege. Für
ihn lag ATUATUCA nicht in Belgien, sondern auf deutschem Boden.
Deshalb bat er seinen Nachbarn, den König von Preußen,
die Nachforschungen im Rheinland aufzunehmen. Die Generalmajore
der Pioniere v. Cohausen und v. Veith wurden mit der Aufgabe
betraut. Aber weder sei, noch die vielen damit befaßten
Geschichtsforscher und Historiker fanden ATUATUCA, was aus den
angeführten Gründen erklärlich wird.
-
- Auf der Suche nach
Atuatuca
-
- Pastor Pohl, Blens, hat in
vielen Abhandlungen darauf hingewiesen, daß ATUATUCA weg
von der Maas an der Rur liegen müsse, und glaubte das
Caesarlager in den Befestigungen am Rödelsberg im Badewald,
Gemarkung Wollersheim, gefunden zu haben. Hagen hat hier beim
Trigonometrischen Punkt 362,5 Befestigungen in der Größe
von 232x632 Metern in den Bonner Jahrbüchern Heft 138 S. 172
beschrieben und mit Pohls Theorie zusammen erwähnt. Die
Größenangabe entspricht zwar einem Römerlager,
aber leider ist die Gegend um den Rödelsberg mit den
zahlreichen Texthinweisen bei Caesar in keiner Weise in Einklang
zu bringen, und konnte auch wegen der Enge des Raumes niemanden
recht überzeugen.
-
- Pohl dürfte wohl recht
haben, wenn er die Befestigungen am Rödelsberg mit den
Cimbern und Teutonen und der Heimat der ATUATUCER zusammen
bringt, aber das CASTELLUM oder das OPPIDUM konnte hier nicht
sein. Diese Erkenntnis gab dem Verfasser vor Jahren schon den
Anstoß, nun auch seinerseits auf die Suche nach ATUATUCA zu
gehen, um dieses mysteriöse Geheimnis des Badewaldes endlich
zu lüften.
-
- Der erforderliche
Überblick
-
- Es war keine leichte Aufgabe,
den Caesartext zu entwirren, sich mit den verschiedenen
Auffassungen auseinander zu setzen und Ordnung in die Dinge zu
bringen. Die Arbeit erstreckt sich übe einen Zeitraum von
vielen Jahren. Das Forschungsgebiet umfaßt den Kölner
Raum bis weit in die Ardennen hinein, im Besonderen das
strategische Dreieck Zülpich - Düren - Gemünd mit
Wollersheim als Mittelpunkt.
-
- Der Kriegseinsatz in Belgien
und Frankreich und im Raum Nideggen war der Sache ebenso
förderlich, wie der Wochenend-bedingte Wechsel zwischen Köln
und Wollersheim, weil er regelmäßig Abstand und den
erforderlichen Überblick über die alten Anmarschstraßen
zu den Eifelhöhen vermittelte, die schließlich die
Position von ATUATUCA verrieten und erkennen ließen.
-
- Zudem besitzt die Familie des
Verfassers Grund und Boden im Badewald und verfügt über
altes Kartenmaterial mit den alten Wegen und Flurbezeichnungen
und mache Mitteilung, für die den Herren Pastor Pohl, Blens,
Bodenpfleger Heinrich Fischer, Berg vor Nideggen, Pastor Helmich,
Josef Herhahn, Johann Schütz, Wollersheim, Museumsleiter
Paul Hubert Pesch, Zülpich, Fräulein Koni Krantz,
Nideggen und Frau Konstanze Heege, Gut Horschheim, aus Abenden,
besonderen Dank gebührt.
-
- Im übrigen waren
Generalstabskarten 1 : 25000 der preußischen
Landes-Aufnahme die unersetzlichen Helfer bei den ausgedehnten
Straßen- und Gelände-Untersuchungen.
-
2. Abschnitt
-
- Das Straßensystem
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- Die systematische Begehung
der ca. 30 Hügel und Täler rund um den Badewald brachte
zunächst die Erkenntnis vom Vorhandensein eines ausgedehnten
alten Wegesystems, dessen Bedeutung lange Zeit nicht zu erklären
war. Obgleich alle Wege irgendwie Anschluß an die bekannten
römischen Fernstraßen der Umgebung aufzuweisen hatten,
waren sie weder von v. Veith, noch von Hagen, noch von Schopp in
ihrem Zusammenhang erkannt oder beschrieben worden. Es fiel
jedenfalls auf, da sie mit allen wichtigen Punkten des
Rheinlandes und des benachbarten belgischen Raumes in direkter
Verbindung standen.
Im Einzelnen handelt es sich um die
Süd-Nord-Verbindung: Düttling - Nideggen, Hergarten -
Nideggen, Vlatten - Nideggen und Wollersheim - Nideggen, sowie
deren Verlängerungen nach Düren über Leversbach
und Drove und den Rennweg Thuir - Thum - Drover Heide - Düren
(Ost).
Sodann die West - Ost - Verbindung aus dem
belgischen Raum über das Hohe Venn. Alte Merovingerstraße,
und von Reims, Alte Konzenerstraße, nach Köln, mit
ihren Abzweigungen bei Simmerath und Schmidt zu den verschiedenen
Rurübergängen:
Schmidt - Schwammenauel -
Kermeter, Schmidt - Heimbach - Vlatten - Zülpich,
Schmidt - Hausen - Wollersheim - Zülpich, Schmidt -
Blens - Wollersheim - Zülpich, Schmidt - Abenden - Berg
- Embken - Neffeltal, Schmidt - Hetzingen - Brück -
Nideggen - Ginnick - Neffeltal, Nideggen - Thum - Froitzheim
- Köln, und Nideggen - Drove - Soller - Köln.
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- Die Napoleonstraße
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- All diese Straßen sind
prähistorische Verbindungen zwischen Rhein und Maas und
verfügen zum Teil in den abgehenden Partien an den Rurhängen
über in den Felsboden eingetiefte Gleisspuren, die ihr Alter
verraten. Sie sind längst vergessene Heer- und Handelswege
der Kelten und Germanen, Wanderwege der Cimbern und Teutonen, und
die Rückzugsstraßen der Atuatucer, denen die Römer
folgten, um sie bei Nideggen einzuschließen. Sie wurden von
Atilla und Chlodwig, Karl dem Großen und im Mittelalter
laufend benutzt, um schließlich weiter ausgebaut, auch den
deutschen Armeen 1918 als Rückzugsstraßen aus dem
belgischen Raum an den Rhein zu dienen.
Die Napoleonstraße
Schmidt - Brückenberg - Nideggen - Thum - Froitzheim zieht
östlich von Nideggen an dem 1. Quadratkilometer großen
Klotzacker entlang, einer Bergbefestigung, die mit dem in alten
Urkunden von 1330 und 1342 erwähnten Altwerk und Ort apud
castrum et oppidum identisch sein dürfte. Auf Nideggen
paßt der Caesartext in Buch II 29 soweit er das OPPIDUM
betrifft. Aber auch nicht mehr. -
- Das Signalsystem
-
- Da auch der Klotzacker bei
Nideggen mit dem Caesartext hinsichtlich des CASTELLUM ATUATUCA
nicht in Einklang zu bringen war, folgte der Untersuchung des
alten Wegesystems eine Rekonstruktion des alten Signalsystems,
das irgendwie mit den alten Straßen durch die alten
Kirchtürme in Übereinstimmung zu stehen schien.
Der
alte Wollersheimer Kirchturm gilt als römischer Signalturm,
die Kirche als ältestes sakrales Bauwerk des Kreises Düren.
Clemen hat sie in Denkmäler der Rheinprovinz
eingehend beschrieben. Bekannt ist die im Turm gelegene
Michaelskapelle mit allen Merkmalen einer frühen Kultstätte
und dem darin geübten Licht- und Schwertkult, für den
zahlreiche Schleifrillen und drei Opferschälchen in der
Außenhaut des Turmes Zeugnis ablegen. Nach der Sage soll
Chlotildis hier den Ausgang der Chlodwigsschlacht auf der nahe
gelegenen Wollersheimer Heide abgewartet und für den Sieg
des Christentums gebetet haben. Die Ueberlieferung berichtet, daß
Plektrudis, die Gemahlin Pipins, den Eifelmissionar St.
Willibrordus beauftragte, den Heidentempel im Jahre 699 zur
Kirche zu weihen. Die Frankenkönige residierten bekanntlich
in der berühmten fränkischen Hofburg Vlatten.
In
dem vermuteten Signalturm hatte der Wollersheimer Turm, wie sich
herausstellte, keine zentrale Bedeutung. Ihm übergeordnet
war augenscheinlich der drei Kilometer WNW und 100 Meter höher
gelegene Turm der Kirche von Berg vor Nideggen, mit dem
gleichfalls Odin- und Willibrordussagen verknüpft sind. Auch
er verfügt über Schleifrillen und Opferschälchen
in seiner Außenhaut. Flurname Odinwinkel und Odinberg. Die
Ueberprüfung der Beziehungen beider Türme zueinander
und ihrer Sichtverbindungen mit den alten Kirchtürmen der
näheren und weiteren Umgebung brachte dann die Lösung
ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung.
Der Kirchturm
von Berg vor Nideggen wurde als Mittelpunkt eines Signalsystems
erkannt, mit direkten Sichtverbindungen nach Köln, über
Froitzheim - Vettweiß - Gladbach - Gymnich - Gleuel -
Kriel, nach Bonn, über Embken - Juntersdorf - Zülpich -
Wichterich - Lommersum nach Castra Belgica, über Wollersheim
- Bürvenich - Schwerfen, nach Trier, über Hergarten -
Bleibuir - Keldenich - Marmagen (Tondorf), nach Belgien - Hohes
Venn, über Schmidt - Simmerath - Konzen (Aachen), nach
Wegberg, über Düren - Jülich - Erkelenz -
Dyckerhof - Tüschenbroich. (Distelrath)
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- Ausgedehntes Lager
-
- Der Berger Kirchturm hatte
aber noch eine weitere wichtige Funktion: Er war offensichtlich
die Signalsation des westlich von ihm gelegenen Gebiets um den
Clemensstock, dem Scheitelpunkt einer riesigen keltischen
Wallburg. Wer den weit gedehnten Bergrücken begeht, kommt
zunächst kaum auf den Gedanken, in einem Lager zu sein, da
die leichte Wölbung des Hügels die Übersicht über
das Ganze sehr erschwert. Die zum Teil imposanten
Randbefestigungen, Wälle und Toranlagen werden deshalb vom
Lagerinnern aus leicht übersehen. Aber auch von außen
fallen sie nur dem geübten Auge auf. Die auf drei Seiten
anstehenden, wechselnd hohen Böschungen werden z. B. auf der
Ostseite fast ganz durch das Dorf Berg vor Nideggen verdeckt, das
seine Häuser auf einer Strecke von ca. 600 Meter Länge
dicht unter den Wällen gleichsam in Deckung gehen läßt.
Die Terassen-Abstufungen an der Süd- und Westseite sind zwar
teilweise verpflügt, aber noch gut zu erkennen. Die früher
vorhandenen abwehrenden Baumhecken auf den Böschungskanten
fehlen bis auf geringe Reste. Sie sind abgeholzt und verheizt
worden. Der Hügel wird in seiner ganzen, fast 1 Kilometer
langen Breite in süd-nördlicher Richtung von der Alten
Triererstraße (Eisenstraße) überquert.
-
- Sie läuft beim Südtor
der Burg ein, zeiht über den Scheitel beim Clemensstock und
verläßt die Burg durch das Nordtor in Richtung
Nideggen, das zwei Kilometer entfernt liegt. Andere besteinte
Straßen aus der Richtung der Seitentore laufen plötzlich
aus und enden scheinbar unvermittelt. Sie geben sich als
Lagerstraßen in einem großen Lager und werden
schließlich als Anfang und Ende des bis dahin
unerklärbaren, oben geschilderten, ausgedehnten Wegesystems
erkannt. Denn es ergibt sich die verblüffende Feststellung,
daß jeder Weg sein eigenes Lagerfeld, sein eigenes Tor, und
seine eigene Anmarschstraße von weit her hatte, so daß
große Truppenkontingente ungehindert und ohne sich
gegenseitig zu stören, reibungslos in die ihnen vorher
zugewiesenen Lagerplätze einrücken und sie wieder
verlassen konnten. Dieser Befund entsprach den Verhältnissen
eines Großlagers wie sie Caesar brauchte, um seine Armee
unterzubringen. Er entsprach auch den Beschreibungen, die Caesar
vom Castellum ATUATUCA gab, uns so wurde das Kastellum Atuatuca
von den Straßen und den Signallinien aus entdeckt.
-
- 2. Fortsetzung
-
- 3. Abschnitt
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- Das Kastellum Atuatuca liegt
auf dem Clemensstock, Trigonometrischen Punkt 341,8 westlich des
Dorfes Berg vor Nideggen, 40 Kilometer südwestlich
von Köln am Rhein.
-
- Als Etappenlager auf den
Eifelhöhen war es älter und größer als das
I. Römerlager in Köln.
-
- Das CASTELLUM ATUATUCA war so
groß, daß die Legion Ciceros nicht ausreichte, den
Lagerwall ringsum zu besetzen, VI 35,9 und Caesar sich deshalb
benötigt sah, ihm noch 200 Reiter ! als Lagerbesatzung
abzutreten, mit dem ausdrücklichen Befehl, nur ja nicht das
Lager zu verlassen. Da Cicero diesen Befehl mißachtete und
es durch Aussendung der Fouragierer entblößte, kam es
zum Angriff der Sugambrischen Reiter auf das geschwächte
Lager und die Fouragierer, der mit einem Verlust von zwei
Cohorten für die Römer endete. Der Ueberfall hätte
den Lauf der Weltgeschichte ändern können, wenn er
geglückt wäre. Im Lager befand sich der gesamte Tross
von neun Legionen. Die Legionen selbst waren zu drei
Heeresgruppen von je drei Legionen unterwegs, um das Land der
Eburonen zu verwüsten und den flüchtigen König
Ambiorix zu fangen.
-
- Die Heeresgruppe des Titus
Labienus operierte als Rhein-Armee im Raum zwischen Rhein und
Erft, bis an die Grenzen des Menapierlandes, auf der Linie Bonn -
Köln - Neuß - Krefeld, textgemäß Richtung
Ocean. Die Heeresgruppe Gaius Trebonius ging als Maas-Armee in
den Raum zwischen Rur und Maas: Aachen - Lüttich -
Maastricht. (Tongern).
-
- Caesar selbst verfolgte mit
drei Legionen den mit wenigen Reitern geflüchteten Ambiorix
im Raum zwischen Rur und Erft, durch die Ausläufer der
Ardennen, sprich Dürener Stadtwald, b. zur Schwalm dem Fluß
der in die Maas fließt. Vor Wegberg, zwischen
Tüschenbroich-Geneicken-Dyckerhof ist sein Lager an seinem
mächtigen Wall zwischen den Quellen der Schwalm unschwer
wieder zu erkennen. Der Dyckerhof, ursprünglich eine
Benefiziarierstation, ist der Stammhof der Familie Jackels. Die
Entfernung von hier bis zum CASTELLUM ATUATUCA beträgt 50
Kilometer auf der alten Heerstraße Trier - Wegberg.
-
- Die bei Caesar gegebene
Landschaftsbeschreibung in Buch VI 34 paßt haargenau auf
Tüschenbroich und das Schwalmtal, das kaum jemand kennt. Den
Zweiflern sagt es Caesar in VI 35: Die Kriegsereignisse
waren auf alle Teile des Eburonenlandes beschränkt und auf 7
Tage befristet! Mit der Schelde dürfte des demnach endgültig
aus sein.
-
- Strategische Lage
ATUATUCAS
-
- 2000 Jahre lang galt ATUATUCA
als verschollen, ohne daß es sich deshalb verborgen hätte.
Im Gegenteil: Das Castellum ist in der Tabula Itineraria
Peutingeriana als Festung deutlich erkennbar abgebildet, aber von
K. Miller in Itineraria Romana S. 77 als Bad gedeutet worden. So
blieb denn die riesige keltische Wallburg bei den Römern,
was sie auch vordem gewesen war: der beherrschende Punkt über
der fruchtbaren Kölner Ebene, der Angelpunkt der
Ardennenfront gegen den Rhein und gegen Germanien, die
Drehscheibe der strategischen Operationen der Römer in
Nordgallien und der Vorort der römischen Kaiserstadt Trier
als Mittelpunkt des nordalpinen Imperismus für Gallien,
Britannien, Germanien und Hispanien.
-
- Die strategische Lage
ATUATUCAS blieb der Ziel- und Startplatz vieler europäischer
Heeresbewegungen, die durch die Entdeckung des Ortes in einem
ganz neuen Licht erscheinen. Von den Cimbern und Teutonen, den
Atuatucern, Eburonen und Römern geht die Geschichte weiter
zu den Franken-Einfällen, zu Attila und Chlodwig, zu den
Merovingern, Pippin und Karl dem Großen, die von hier zu
den Friesen und Sachsen zogen.
-
- Man sollte eine röm.
Generalstabskarte nicht für eine Reisekarte
halten.
-
- Nach der Sage pflanzte um 690
der schottische Benediktinermönch, St. Willibrordus auf dem
Clemensstock seinen Stab in den Boden, dem daraufhin grüne
Blätter entsprossen. Er war der Vertraute Pippins u. dürfte
bei dieser Handlung nicht allein auf weiter Flur gestanden haben,
als er mit Pippin zum Feldzug gegen die Friesen startete, deren
Bischof in Utrecht er nachher wurde. Eine uralte riesige Linde
auf dem Clemensstock blieb mit seinem Namen verknüpft. Sie
beherrschte weiterhin das Land bis hinunter nach Köln. Am
Tage der Invasion der Amerikaner brach sie vor Alter zusammen.
Das Anhalten der Invasionsarmee vor dem Rurgraben und vor
ATUATUCA ermöglichte den Russen die Eroberung Berlins und
wurde zum Schicksal Deutschlands. An Stelle der alten Linde
wurden drei junge Linden gepflanzt und davor eine kleine Kapelle
erbaut. Eine Holzplastik zeigt den Heiligen, der mit der Hand auf
die dem St. Clemens geweihte Dorfkirche weist.
-
- So blieb es auch in der Zeit
der Jülicher Herzöge und der preußischen
Regierung. Um 1190 wurde Nideggen von Wilhelm II. von Jülich
zur Festung ausgebaut. Der im Bereich der Nordtores von ATUATUCA
gelegene Kuverner Hof stellte als Vorort von Nideggen den
Mundschenk des Herzoges und Markgrafen. Der Kuvener Hof war der
Stammsitz der Familie Züll, die die Stamm-Mütter der
Familien Herhahn, Schätz, Krantz, Neissen und Gilles
stellte. Im Familienbesitz befindet sich eine beim Hof gefundene
Broncemünze mit dem römischen Kaiser Marc Aurel.
-
- Im Kaisermanöver in der
Eifel 1911 (?) hielt Feldmarschall Hindenburg in Gegenwart des
Kaisers Wilhelm II. auf dem Clemensstock die Manöverkritik.
Dabei erklärte er seinen Offizieren die Lage, die
strategische Bedeutung des Ortes und die Deutung des Namens
Bade - Kampf.
-
- Die Flur In der Bade
liegt im Badewald 1 Kilometer vor dem Südtor von Atuatuca
und findet sich als amtliche Katasterbezeichnung in alten Karten.
Im Badewald berichtet die Sage von einer grossen Stadt, die in
einem großen Krieg untergegangen sei. Damit dürfte die
Zerstörung der Oppidum der Atuatucer durch Caesar II 29
gemeint sein. Das Ereignis liegt zwar 2000 Jahre zurück, hat
aber hier so viele Spuren hinterlassen, daß der pflügende
Bauer jeden Bodenfund damit zusammen bringen möchte. Auch
die Schlacht zwischen Wilhelm IV. von Jülich und dem Kölner
Erzbischof Konrad von Hochstaden 1242 soll in Badua stattgefunden
haben. Bekanntlich lag der Erzbischof neuen Monat lang in
Nideggen im Kerker.
-
- Nideggen das OPPIDUM
ATUATUCORUM
-
- Nach dem Caesartext II 29 lag
das Oppidum auf einem hohen Berg ringsum von hohen Steilhängen
umgeben und von hohen Steilhängen umgeben und von der Natur
hervorragend geschützt. Diese Beschreibung paßt genau
auf den Burgfelsen von Nideggen, und zwar so, wie es sich dem
Kundschafter von Westen her bietet. Der 60 Meter breite Zugang
entspricht dem üblichen Festungs-Intervallum und liegt
zugänglich nur auf einer Seite, vor dem heutigen Zülpicher
Tor. Die Doppelmauer steht gestaffelt bis zum Nittor (= Nyckstor
?). Die Startbahn für den Mauerbrecher liegt im Zuge der
heutigen Hindenburgstraße, die hierfür besonders
hergerichtet wurde. Der Bauplatz der Ramme lag bei der Kapelle,
200 Meter vor dem Zülpicher Tor.
-
- Nach Unterbrechung der
Wasserversorgung aus dem anliegenden Aet-Maar war die Festung
praktisch sturmreif. Sie erstreckte sich über das heutige
Stadtgebiet hinaus zum Brandenburger- und umfaßte letzten
Endes wohl auch den Raum vor dem Dürener Tor, der in alten
Urkunden als Altwerk bezeichnet wird. Dieses Gelände würde
auch die hohe Gefangenenzahl von 53000 Mann mitfassen können,
die Prof. Reiner Müller bei seinen Forschungen in Nideggen
selbst begreiflicherweise nicht unterbringen konnte. Der Ausfall
war gegen den Clemensstock gerichtet, dorthin, wo der Aufstieg zu
seinen Befestigungen am wenigsten steil erschien, und
das ist unverkennbar die Gegend an der Berger Landstraße
beim Hubertus Häuschen. Die Feuersignale, die Caesar
daraufhin zu den crebisque castellis circummuniti oppido
vom Berger Turm aus geben ließ, beweisen die Vielzahl von
Lagern rund um das eingeschlossene Nideggen.
-
- Die Beute, die Caesar in der
eroberten Stadt machte, hat er nur beiläufig mit einem Wort
erwähnt. Ihren bleibenden Wiederhall dürfte sie in der
Rheingoldsage gefunden haben. Der goldene Becher von Fritzdorf
wird ein verschlepptes Stück davon gewesen sein.
-
- Die 53000 Gefangenen wurden
in die Sklaverei verkauft. Sie werden ihren Weg über
Marseille nach Nordafrika gegangen sein, wo man ihre Nachfahren
noch heute feststellen zu können glaubt.
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- Man kann annehmen, daß
Caesar die Stadt nach der Eroberung zerstörte und ihre
Befestigungen schleifte. Vieles spricht dafür, daß
Wilhelm von Jülich auf den alten Fundamenten wiederaufbaute,
die in den Stadtmauern sicher nachzuweisen sind. Die Konstruktion
der zur Burg hinziehenden Südmauer erinnert an eine auf
Bogen geführte ehemalige Wasserleitung, deren Zwischenräume
einfach vermauert wurden. Der Befund ist es wert, daß sich
die Fachleute einmal damit befassen. Die Caesarische Zerstörung
der Stadt macht es verständlich, daß Nideggen trotz
seines uralten Namens von 57 vor Chr. bis 1177 n. Chr. in der
Geschichte nicht mehr erwähnt wird.
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- I. Auftritt Caesars in
Köln
-
- Durch die Entdeckung des
Oppidum Atuatucorum - Nideggen und des Castellum Atuatuca auf dem
Clemensstock vor Nideggen wird es deutlich, daß Caesar
schon im Jahre 57 v. Chr. in Köln am Rheinufer erschienen
sein wird, um für seine weitgesteckten Ziele nach einem
geeigneten Rheinübergang Ausschau zu halten.
-
- Von Nideggen nach Köln
-
- Die Straße, auf der er
Köln erreichte, war wohl die kürzeste Verbindung
zwischen Lindesina - Atuatuca - Minerica und Agrippina, so wie
sie in der Peutinger Karte, Caesars Generalstabskarte,
eingetragen steht. Nach dem Kartenbild verläßt diese
Fernstraße Agripina durch das Westtor. Die Messung beginnt
am Marsilstein. Die Wortsilbe stein bezieht sich
demnach auf den Leugenstein, den Vermessungsnullpunkt der
Caesarstraße über Nideggen nach Reims bzw. zum Hohen
Venn. Minerica und Lindesina sind Truppenlager an dieser Straße.
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- Von Zülpich nach Köln
-
- Die erst 19 Jahre später,
anno 38 v. Chr. unter Agrippa ausgebaute Fernstraße Köln
- Reims über Zülpich liefert den Schlüssel zur
Topographie des römischen Köln. Von ihr ist der
Leugenstein I bekannt, der Ecke Luxemburger- und Greinstraße
gefunden wurde. Der Vermessungs-Nullpunkt dieser Straße lag
demnach wohl im Zuge der Bäche am Waidmarkt vor der Porta
Jovis, der Hohen Pforte, dem Südtor, bei der Abzweigung von
der Köln-Bonnerstraße. Außer der Porta Jovis
hatten noch drei andere Tore direkte Verbindung mit der Straße
nach Zülpich: die Griechenpforte, das Tor an der
Clemensstraße und das Westtor. Das war eine militärische
Notwendigkeit, die sich aus den Lagerstraßen und der
Lagereinteilung entwickeln und erkennen läßt.
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- Die Jupitertempel
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- Vom Tor an der Clemensstraße
geht eine Lagerstraße im Zuge der Sternengasse bis zur
Kreuzung Hohe Straße - Hohe Pforte in Richtung auf den
Hügel I der Kölner Rheinfront. Hier lag der
Jupitertempel. Auf seinen Fundamenten wurde St. Maria im Kapitol
errichtet. Es bestand eine direkte Straßenverbindung
zwischen dem Jupitertempel in Köln und dem Cinerarium auf
dem Mühlenberg in Zülpich und dessen Jupitertempel. Die
gerade Trasse dieser Straße ist bekannt. Sie diente zudem
nicht nur strategischen Zwecken, sondern auch der Anfuhr von
Kalksteinmaterial aus der Voreifel zur Bereitung des Mörtels
für die Kölner Kunstbauten, insbesondere der
Stadtmauer.
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- Die Römerstraße
von Tolbiaco nach Agrippina verlief also innerhalb der Tore
praktisch in den Lagerstraßen der beiden Legionslager. Ihre
gerade Linienführung ging durch das Tor der Clemensstraße
und endete anfangs bis zur Zeit der Lager-Erweiterung wohl in der
Gegend des ersten Westtores am Neumarkt. Die Luftlinie der
Straßenstraße aber ging über den höchsten
Punkt von Köln. Auf der Burgmauer und über diesen
hinweg aus der Römerstadt in die nördlich davon
gelegene Ubierstadt im Bereich des Eigelsteins, und weiter im
Zuge der Riehlerstraße bei Riehl zum Ufer des Rheines, wo
gegenüber Mülheim von Alters her die günstige
Stromüberquerung möglich und benutzt worden war.
-
- Diesen Übergang wird
auch die zu den Sugambrern geflohene Reiterei der an der
Rurmündung anno 55 v. Chr. von Caesar restlos dezimierten
Usipeter und Tencterer und kurz darauf die hiermit wohl
identischen 2000 Sugambrischen Reiter benutzt haben, die zum
Angriff auf ATUATUCA vorgingen. Diese Kriegshandlung wird damit
logisch und verständlicher, als Caesar sie in seinem Text
darzustellen beliebt.
-
- Die drei Kölner Hügel
-
- Östlich der Kreuzung der
Luftlinie mit der Burgmauer liegt der Domhügel mit St. Maria
ad Gradus, dem fränkischen und dem heutigen gotischen Dom:
der mittlere der drei Hügel des Kölner Stadt-Panoramas.
Der Domhügel und der Hügel St. Maria im Kapitol waren
in den römischen Lagerbereich einbezogen und das Ganze mit
starken Mauern umgeben. Der dritte Hügel, St. Kunibert, lag
nördlich extra muroa, außerhalb des
Römerlagers in der Ubierstadt im Bereich des Eigelsteins.
-
- Die Ubierstadt
-
- Man sollte sich von dem
Gedanken frei machen, daß die vorsichtigen Römer die
Germanen in ihren eigenen Lager oder gar auf den Rheininseln
stromwärts vor demselben angesiedelt hätten. Die Ubier
hatten ihre eigenen Lager im Norden und Süden der Römerstadt
und durften tagsüber in den Lagerwerkstätten der Römer
tätig sein. Hierfür diente das Tor an der Burgmauer, in
deren Bereich nach v. Veith die Werkstätten lagen. Auch die
Lage des Amphitheaters an der Burgmauer war in jeder Beziehung
für beide Teile glücklich gewählt.
-
- St. Kunibert
-
- Die Luftlinie berührt
sodann im Eigelsteingebiet das heutige Kloster der Ursulinen und
den dritten Hügel, die Immunität des Stiftes St.
Kunibert. Der Ort hat bisher zu wenig Beachtung gefunden. Hier
wird er nun, von der Landseite aus gesehen, interessant.
-
Die heutige Basilika St. Kunibert
steht an der Stelle einer älteren St. Clemenskirche. Ihr
Patronat war das des Papstes St. Clemens, des Namenspatrons des
Hl. Willibrordus, dem die Gründung zugeschrieben wird. St.
Willibrordus war der Missionar der Eifel, des Kölner Raumes,
der Niederlande und der Friesen vor 700. Eine gerade Linie zieht
von seinem Wohnsitz in Berg bei Floisdorf über Zülpich
durch das Tor an der Clemensstraße in Köln zur
Clemenskirche - St. Kunibert in die Ubierstadt beim Eigelstein
zum Rhein und weiter über die Clemenskirche in Köln-Mülheim
nach Utrecht. Hier wurde der erfolgreiche Bekehrer anno 703 von
Pipin als Bischof eingesetzt.
-
- Seine Hauptaufgabe sah
Willibrordus, der selbst vom Papst den Namen Clemens erhielt, in
der Christianisierung der damals noch aktiven heidnischen
Kultorte. Ausgrabungen unter St. Kunibert haben den Beweis
erbracht, daß sich auch hier eine alte Kultstätte mit
einer Taufanlage und einem Brunnen befand. Auch die Topographie
des Hügels spricht für einen alten Kultplatz. Der Ort
liegt hoch und beherrschend am Ufer des Rheines mit breiter
Uebersicht über das Flachland und das jenseitige Germanien.
Er ist der Exponent des Eigenstein-Viertels und der erhabene
Punkt der hier angenommenen Ubierstadt.
-
- Die Ara Ubiorum
-
- Als Hilfstruppen der Römer
werden die Ubier nicht in dem durch Mauern gesicherten
Römerlager, sondern an der Hauptgefahrenstelle nördlich
desselben angesetzt worden sein. Das bedingte die strategische
Lage, die Furcht vor der Rückkehr des geflüchteten
Ambiorix, die Sicherung des Rheinüberganges bei Riehl und
die Möglichkeit von Angriffen von Seiten der Sugambrerer,
der Menapier, der Bataver und der Franken, die dann auch prompt
erfolgten.
-
- [...]
-
Nid = Neid , = Hass, - wie bei
Nideggen. Die Ubier waren nun mal die bestgehaßten
Germanen.
-
Die Ubier besaßen ihr
eigenes Lager mit Wall und Graben. Sie hatten ihren eigenen
Hafen, Gerichtsstätte und Kultstätte. Die Ara Ubiorum
lag bekanntlich in der Ubierstadt und zwar auf dem wichtigsten
Punkt am Rhein und am Hafen.
-
- So besteht Grund genug den
bisher nicht mit Sicherheit lokalisierten berühmten Altar
der Ubier, die Ara Ubiorum, an der Stelle der ehemaligen
Clemenskirche in der Immunität der heutigen St.
Kunibertskirche anzunehmen. Nach einer alten Urkunde soll zudem
der alte Dom nördlich extra muros des
eigentlichen Römerlagers gelegen haben.
-
- St. Willibrordus und die
Ara Ubiorum
-
- Nach der alten Ueberlieferung
diente die Ara Ubiorum noch den heidnischen Franken als
Kultstätte. Als Vorläufer des Hl. Bonifatius kam der
schottische Benediktinermönch St. Willibrord nach Echternach
unweit der Kaiserstadt Trier, gründete die Abtei Echternach
und begann von dieser Basis aus das Rheinland zu
christianisieren. Als Vertrauter Pipins und als Beichtvater der
Plektrudis, die in der fränkischen Hofburg Vlattena-Vlatten
residierten, erhielt er die Besitzungen Berg bei Floisdorf für
eine Klostergründung zum Geschenk. Berg ist eine Etappe auf
seinem Bekehrungsweg zur Ara Ubiorum in Köln.
-
- Er folgte den Spuren der
Römer. Sein Weg führte in gerader Richtung nach Köln
zum Ziel: zum Altar der Ubier, dem heutigen St. Kunibert.
-
- Vieles spricht dafür,
daß sich in der Ubierstadt außerdem von alters her
eine christliche Gemeinde gebildet hatte, denn was sonst hätte
nach der Legende die Hl. Ursula veranlaßt haben sollen, im
Hafen der Ubierstadt zu landen, wo sie den Attila-Horden in die
Hände fiel, um in einem mörderischen Massaker bei St.
Ursula hingerichtet zu werden.
-
- Der Kölner Dom
-
- Aus den alten
Ueberlieferungen von den ersten Anfängen des Christentums im
römischen Köln, aus der Tragödie der Hl. Ursula,
und aus der erfolgreichen Tätigkeit des Hl. Willibrordus
kann man den Schluß ziehen, daß sich auch in der
Ubierstadt beim Eigelstein, vor dem Nordtor des Römerlagers,
der Porta Pavia, eine frühe christliche Gemeinde gebildet
haben muß, deren Lage wahrscheinlich mit einer der
mittelalterlichen Kloster-Immunität unweit nördlich des
heutigen Domes zusammen fiel. Von hier bis zum Domhügel war
nur ein kurzer Weg. Die Erbauung des ersten fränkischen
Domes innerhalb des Römermauer und auf dem mittleren der
drei Hügel der Kölner Rheinfront bedeute einen
zweifachen Triumpf. Das Christentum hatte das Heidentum und die
römische Äera überwunden. Albertus Magnus ging den
gleichen Weg. Er wirkte im Dominikanerkloster vor dem Nordtor und
gilt als der geistige Vater des gotischen Dombaues. Auch hier kam
die Dombau-Idee und die Wahl des Bauplatzes aus dem nördlichen
Stadtbezirk und der erste Dombaumeister Gerhardus stammte von
Riehl.
-
So wird es deutlich, daß
man bei Grabungen auf dem Domhügel in dieser exponierten
Ecke der Römerstadt außer der Stadtmauer wohl kaum
römische Baureste von Bedeutung finden wird.
-
- (3. Fortsetzung)
Das
CASTELLUM ATUATUCA auf dem Clemensstock -
- Nach W. Kaspers bedeute der
Name At-vatuc-a - Ort an der kleinen Furt. Damit wird eine
Rur-Furt gemeint sein, die sowohl vom Felsmassiv Nideggen als
auch vom Mittelberg über Abenden von höchster Warte aus
weit übersichtlich kontrolliert wird. Ein Anklang an den
Namen ATUATUCA findet sich noch im Watlingsgraben. Er beginnt im
Castullum, östlich des Clemensstockes, führt im Dorf
Berg durch einen Sumpf Im Pesch und mündet in
den Neffelbach unterhalb der Rentmühle.
Den besten
Ueberblick über das Castellum Atuatuca auf dem Clemensstock
bekommt man von der Böschung des Berger Wasserbehälters,
den man vor der Kirche aus erreichen kann. Die Aussicht ist hier
ebenso lohnend wie der nachhaltige Eindruck, den die Gegend beim
Beschauer hinterläßt. Der Horizont wird begrenzt von
der weiten Ebene der fruchtbaren Kölner Bucht auf der einen,
und den waldbedeckten Gipfeln der Ardennen auf der anderen
Seite.
Das Lager läßt sich in seiner ganzen
Größe vollständig überblicken. Auf höchster
Ebene gelegen, ist es von keinem Punkt her einzusehen. Man kann
die strategische Bedeutung des Ortes voll erfassen, die
Uebereinstimmung der näheren und ferneren Umgebung mit dem
Caesartext nachweisen und die einzelnen Kriegshandlungen genau
rekonstruieren.
-
- Die Lage im einzelnen
-
- Man kann die Ereignisse des
Jahres 57 v. Chr., die Eroberung des Oppidum Atuatucorum, der
Stadt Nideggen, die des Jahres 54 im Winterlager und die
Vernichtung der 15 Cohorten des Cotta und Sabinus, und die des
Jahres 53 im Legionenlager des Cicero und den Ueberfall der
Sugambrischen Reiter textsicher nacherleben.
Vor der
Porta prätoria im Norden liegt die Stadt Nideggen, das
Oppidum Atuatucorum, mauerbewehrt, mit dem Aetmaar, dem Altwerk
und dem Klotzacker in einer Entfernung von kaum zwei Kilometer.
II. 29. Wie ein lang gestrecktes Band zieht die Triererstraße
über diesen hinweg.
Lange Geraden ziehen auch nach
Westen über die Bergrücken zu den Stielhängen an
der Rur, von wo eine Angriffsmöglichkeit nicht gegeben ist.
Vor der Porta principalis dextra im Osten, über die
Gracht hinaus, liegen die erwähnten Felder, in
proximas segetes in Richtung Thuir-Thum. Hier heißt
heute noch eine Flur Im segget und In der
Sittard. An der Coll-Straße liegt der
uno omnino collis, weiter entfernt (tanto) das Tonte-Maar,
die Quelle des Tonte-Baches, dessen Name wohl auch lateinisches
Sprachgut sein dürfte. Die Komm-straße führt von
der Kirche her durch ein eigenes Tor ins Lager.
(Verpflegungszufuhr).
-
- Keine Befestigungen
-
- Die Vernichtung der
Fouragierer kann auf dem Lanzenberg angenommen werden. Hier, in
der Sittard, auf dem Lausberg und in der Bade wurden beim Roden
und Pflügen und 1956 bei Arbeiten in der Kirchstraße
zu Berg im ehemaligen Sumpf Im Pesch auffallend viele
kleine Hufeisen gefunden.
-
- Im Lager selbst gibt es alte
Flurnamen wie Eisenstraße, Im Park, Im Diet, Am Säumchen,
Foul Feld, Cavenacker, Cuvener Feld, Ross-Maar und Bärbere-Maar.
Das Lagerinnere ist eine wahre Fundgrube für Scherbensucher,
Schoop hat hier auf Grund der Scherben- und Dachziegelfunde 1899
sechs Wüstungen in seiner Siedlungskarte als Reste römischer
Siedlungen bezeichnet, obgleich deren auffallend breite Streuung
die Lagereinteilung und ihre Gruppierung die Lage des Prätoriums
beim Clemensstock verrät. Er erwähnt ausdrücklich
keine Befestigungen gefunden zu haben, was angesichts der enormen
Größe des Lagers verständlich wird.
-
- Bei römischen
Bodenfunden an Fernstraßen sollte man grundsätzlich
zuerst rein militärische Erwägungen anstellen, denn die
Römer kamen mit dem Schwert, nicht mit dem Pflug! Sie bauten
mit Vorrang Straßen- und Signalstationen, Vorratshäuser
und Truppenunterkünfte. Die Dachziegelfabrikation war
Monopol der Legionen und kam in ATUATUCA erst später zur
Anwendung. An der Triererstraße gab es wie an allen
Fernstraßen Benefiziarierstationen in regelmäßigen
Abständen, vom Haus Kirchbaum bis zum Haus Walbig. Man kann
sie nach der Karte mühelos wiederfinden.
-
- Der Angriff der Sugambrischen
Reiter kam textgemäß von der Waldseite aus der Bade
gegen die Porta Decumana im Süden. Hier liegen die
Scherbenfelder im Lagerinnern dicht neben der Eisenstraße
und verraten die ehemaligen Provianthäuser. Eine kleine
platzartige Erweiterung dicht vor dem Tor entspricht dem
Standplatz der Marketender, die keine Zeit mehr fanden, vor den
anstürmenden Sugambrerern ins Lager zu flüchten. Heute
steht hier ein Holzkreuz zum Andenken an den beim Sandstechen
tödlich verunglückten Berger, Heinrich Stolz.
-
- Ein erstaunliche Länge
hat die Ostfront des Castellums. Sie zieht in einem riesigen
Bogen mit einem Radius von ca. 700 Metern am Dorf Berg entlang
und mißt vom Bärs-Kreuz im Süden bis zum
Hubertus-Heiligen Häuschen im Norden fast zwei ! Kilometer.
Die Lagerböschungen auf dieser Strecke haben dem Gelände
entsprechend wechselnde Höhen von zwei, drei und in der
Gracht bis zu zehn Metern. Die ursprüngliche Bebaumung muß
man sich dazu denken. Sie ist nur noch in Resten andeutungsweise
vorhanden.
-
- Mitten vor der Ostfront steht
die Berger Dorfkirche weithin in der Runde sichtbar, wie eine
Trutzburg auf eigenen ringsum befestigten Hügel, die
Signalstation des Castellums Atuatuca, um die sich das Dorf
entwickelte.
-
- (4. Fortsetzung)
Die
Cimbern und Teutonen
-
- Dicht bei der Berger Kirche
im Bereich ihrer Befestigungen liegt eine der berühmten
Wohngruben, wie sie auch im Lager selbst und im Badewald in
Mengen anzutreffen sind. Man findet sie an allen strategisch
interessanten Stellen der Umgebung, so am Lausberg (Lauerberg)
auf der Pingheide vor der Wollersheimer Kirche und dicht bei der
Kirche von Eicks. Aber auch an den Straßenkreuzungen und
vor Köln, bei Wegberg und bei Weißenturm (vergl.
Clemen, Denkmäler der Rheinprovinz, Koblenz) und im
Ausgrabungsbereich des La Tene-Dorfes von Müddersheim. Viele
haben Namen, die in den Karten eingezeichnet sind. Manche sind
mit Ton ausgekleidet und führen ständig Wasser. Die
Mauern nennen sie Maare. Die Maare sind kreisrund und ziemlich
flach. Die Gruben sind ausgesprochen an trockenen Abhängen
meist nach Süden angelegt, hausgroß, bis zu drei bis
vier Meter tief und mit Zufahrten versehen. Sie sind ohne
Rücksicht auf die Bodenbeschaffenheit angelegt und haben
offensichtlich strategisch günstige Position an alten
Straßen und solche mit beherrschendem Weitblick. Pohl weist
sie den Cimbern und Teutonen zu. Diese Theorie findet eine Stütze
bei Caesar II 29 wonach die Cimbern und Teutonen diese Gegend
nach langen Kämpfen zu ihrer Heimat erwählten. Die
Cimbern und Teutonen hatten zu Beginn ihrer Europazüge 113
v. Chr. hier, diesseits des Rheines ihren Tross, also
auch Karren, und 6000 Mann zurückgelassen, um später an
den römischen Reichsgrenzen zurückgeschlagen, mit den
Resten ihrer Völker nach ATUATUCA zurück zu finden, das
Land bis über die Maas hin zu erkämpfen und dessen
Ureinwohner, u. a. die Eburonen, tributpflichtig zu machen. V 27.
-
- Die Hauptstadt der
Atuatucer
-
Atvaca (Tongrorum) der Peutinger
Karte, westlich der Maas, kann man unter diesem Gesichtspunkte
als Hauptstadt der Atuatucer auffassen. Hier dürften die
Grenznachbarn des Ambiorix gewohnt haben, jene Atuatucer, die er
siegestrunken mit seiner Reiterei aufsuchte, um sie von der
Vernichtung des Cotta und Sabinus zu unterrichten und sie gegen
Cicero aufzuwiegeln. V 38. Ambiorix ritt also von Abenden nach
Tongeren voraus und ließ sein siegreiches Heer nachkommen.
-
- Die Bedeutung von Tongeren
wird durch den gewichtigen Tongrischen Leugen-Anzeiger
unterstrichen, der vor dem Tor nach St. Truiden gefunden wurde.
Die ehemals vergoldete Großaufschrift: ITEM A
CASTELLO, ITEM A R(OMA) bezeichnet den Stein als Duplikat.
(J. Hagen, Römerstraßen der Rheinprovinz, Abb. S. X.
und Tafel I). Das Original befindet sich im Museum zu Brüssel.
Auf dem Stein werden die Beziehungen der drei Positionen auf
einen Nenner gebracht.
-
- Der Standort des zweiten
Leugen-Anzeigers A. CASTELLO muß von der Porta
prätoria des CASTELLUMS ATUATUCA an der Stelle der heutigen
Kapelle vor dem Zülpicher Tor von Nideggen, am Straßenkreuz
der Alten Konzerner- Ginnicker Straße nach Köln
angenommen werden. Nicht nur die auffällige Achteckform des
Chors, sondern auch die Aufsätze der leider kürzlich
verputzten beiden Opfernischen in den Kapellenwänden weisen
auf die besondere topographische Bedeutung des Ortes hin.
Kirchen, Kapelle, Hochkreuze und die Straßenkreuze der
Umgebung stehen nach vorgenommenen Messungen in Leugen-Abständen
mit ihm in Verbindung. Eine heute noch gebrauchte Flurbezeichnung
Am weißen Stein paßt in diese Berechnung.
Der dritte Straßenanzeiger A. R(OMA) dürfte
wohl mit dem berühmten goldenen Meilen-Anzeiger in Rom
identisch sein.
-
- 4. Abschnitt
-
- Das Drama im Badewald
-
- Nach den Ereignissen der
Vorgeschichte, den Cimbern- und Teutonen-Einfällen, ist es
weiter nicht verwunderlich, daß Caesar ihren Nachkommen,
den Atuatucern, gram war und danach trachtete, sie endgültig
zu vernichten. In Rom wurde er deshalb nach jedem Sieg als Held
gefeiert und mit besonderen Ehren überhäuft.
-
- Daß es zwischenzeitlich
zu einem katastrophalen Rückschlag kam, war in der Rechnung
nicht vorgesehen. Caesar verlor anno 54 mit einem Schlag zwei
Feldherren und ein und eine halbe Legion, die im Castellum
ATUATUCA überwintern wollten.
-
Wie es dazu kam, ist im Text in
mehreren Kapiteln ausführlich beschrieben. V 26-36. Wo es
geschah, hat der vorsichtige Stratege hier nur durch die
Geländebeschreibung deutlich gemacht, um erst später in
Buch VI 32, 35, den Namen des CASTELLUMS ATUATUCA und seine Lage
in der Mitte des Eburonenlandes genau zu bestimmen. ATUATUCA aber
war mit der Vernichtung der Eburonen restlos verschollen und von
Caesar selbst ausgelöscht worden.
-
- So blieb es den
geländekundigen und textgewandten Heimatforschern
vorbehalten, das 2000 Jahre alte Geheimnis zu ergründen und
den dunklen Schleier vor der Geschichte zu lüften.
-
- Der letzte Weg der 15
Cohorten unter Cotta und Sabinus ging augenscheinlich und
geländemäßig durch die Porta prätoria zur
magna convallis, die Pohl wohl mit Recht im Rurtal
bei Abenden erblickt. Er führte von der Porta Prätoria
im Bogen abwärts durch das Abender, auch Holliger Tal
genannt, nördlich vorbei an Abenden durch die Rurfurt zur
ehemaligen Straßenstation Hollig, um von hier über den
Goldberg hinauf im Zuge der Alten Konzener-Straße über
das Hohe Venn, das Lager des Cicero in Belgien zu erreichen. Bis
zur Straßenstation Hollig beträgt die Wegstrecke genau
drei Kilometer, wie bei Caesar angegeben und wegen der lang
ausgezogenen Marschkolonne von ihm gerügt. V. 31. Die
Konzernerstraße bezwingt den Goldberg mit drei
Einbahn-Pisten, die in die Felsen gelegt, keine Ausweichen haben,
aber durch Hinterhalte gesichert sind.
-
- Das Gelände im Tal von
Abenden vor dem Aufstieg zu Goldberg, das Rurtal und die
Waldungen des Kuhlenbuschs auf der einen und die Luppenau auf der
anderen Seite entspricht den Textschilderungen für die
beiden Hinterhalte, für die zweiseitigen Angriffe und den
Schlachtort im Besonderen. Der Angriff erstreckte sich über
die ganze Wegstrecke bis zum Lager zurück, wo der
Adlerträger Lucius Petrosidius kämpfend und sterbend
den Legionsadler über den Lagerwall warf.
-
- Die Schlacht dauerte von
Tagesanbruch bis zwei Uhr Mittags und endete mit der restlosen
Vernichtung der Römer.
-
Hinweisende Flurnamen in Abenden:
Alberg, In der Häsch, Häschebenden, Foul Feld, Hölliger
Tal, Eulenloch, Ehlendsweg, Driesch (unbebautets Land-Friedhof)
Goldberg und Hollig, wo Schoop eine römische Wüstung
festgestellt hat. Beim Bühl kann man den Feldherrenhügel
des Ambiorix vermuten. Aus dem Wingert könnten die
Weintraubenembleme des Trogus-Denkmales herrühren.
-
- Die Vernichtung der 15
Cohorten (ca. 10000 Mann) und ihrer Führer war für
Caesar der härteste Schlag im ganzen gallischen Krieg. Nach
Sueton, Caes. 67, bewies er seine Trauer dadurch, daß er
bis zur Rachenahme schwarze Kleider trug und sich nicht mehr
rasierte. Sein Hass gegen Ambiorix war furchtbar und er ließt
ihn in der Folge die ganze Schwere seines Zornes fühlen. Er
hob sofort drei neue Legionen in Oberitalien aus, mit denen er im
Jahre 53 an der Ort der Handlung gelangte, um zunächst wohl
die Totenehrungen vorzunehmen. Nach dem aus der Varusschlacht
bekanntgewordenen Beispiel war es Sitte bei den Germanen, die
feindlichen Führer den Göttern zu opfern und ihren
Körper und Waffen an die Bäume zu hängen.
-
- Der gegebene Ort für ein
Totenmal war die Höhe 320 Auf dem Hostert beim
Kreuzungspunkt der Alten Trierer- mit der Alten Konzenerstraße
auf der Rur-Rhein-Maas-Wasserscheide. Auf diesem exponierten
Punkt am Saum des Rurtales wurden 1951 vom Verfasser Reste eines
römischen Bauwerkes festgestellt und gemeldet. Sie wurden
1954 beim Roden der Parzelle von der Rodehexe freigelegt und vom
Bonner Landesmuseum ausgegraben.
-
- Ueber ihre Deutung soll das
letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Wenn man annimmt, daß
hier Auf dem Hostert-Opferhain zuerst Caesar und nach
ihm später der römische Staat Weihestätten
errichteten, dürften auch die Fundstücke erster und
zweiter Verwendung zu erklären sein.
-
- Bei der Kreuzung Trierer -
Konzernerstraße muß angesichts der zwei Kilometer
langen erheblichen Steigung aus dem Rosstal eine
Straßenstation angenommen werden. Sie wurde 1951
folgerichtig vom Verfasser hier auf der Schmidteranke
gefunden und vom Bonner Landesmuseum freigelegt. Hier bietet sich
die Deutung einer Benefiziarierstation um so mehr an, als neben
dem Wohnhaus das Gasthaus und ein Horreum erkannt werden kann und
der Schmidter Rand genau unter dem Luftkreuz Schmidt -
Wollersheim und Clemensstock - Rödelsberg liegt. Zudem kann
man den hier einlaufenden Frontalsweg sehr gut mit der
Getreideabgabepflicht aus dem Unterland an das Horreum erklären,
und braucht hier nicht nach Ackerland Umschau zu halten.
-
-
- Das Grabmal der 11000
-
- Eine Haupt-Weihestätte
befand sich an der Staats-Straße Köln - Reims am
großen Straßenkreuz in Zülpich. Vor dem
Münstertor in Nideggen (* Edtionsanmerkung: Zülpich!)
wurden römische Fundamente und Architraven gefunden, die
einem bedeutenden Göttertempel angehört haben dürften.
(Tempelstraße). Man fand dort Statuen und Altäre von
Jupiter, Juno, Mars, Vulkan und einem guten Dutzend anderer
Gottheiten, die zu der Annahme berechtigen, daß der Zusatz
sup hinter Tolbiaco vicus im Itinerarium Antonini in
Wirklichkeit superorum (scilicet deroum) bedeutet und
nichts mit einem Volksstamm zu tun hat. Zülpich war also ein
Marktort mit einem bedeutenden Göttertempel. (Vgl. P.
Heusgen, Geschichte des Dekanates Zülpich, 1958 S. 485).
-
Hier wurden außerdem eine
Anzahl römischer Grabsteine von Militär-Verwaltungs-
und Civilpersonen gefunden, die neben Architraven zum Teil
bedeutenden Formats im Probstei-Museum und dem damit verbundenen
Römerbad verwahrt werden.
-
Beim Bau einer neuen Kirche wurde
kürzlich der Torso eines Römers in Zivilkleidung
gefunden, der als Teil eines Grabmals etwa 120x70x30 cm groß
nur das Mittelstück einer lebensgroßen Figur
darstellt. An beiden Seiten von Putten mit Weintrauben flankiert,
weist die Gestalt mit dem rechten Zeigefinger in eine
aufgeschlagenes Buch in seiner Linken, wie ein Beweisführer
oder Ankläger, oder um sich als Civilist auszuweisen, denn
er wird von hinten mit einer Lanze bedroht, die ein Germane mit
einem Rundschild gegen ihn schleudert.
-
- Man kann in dem so
Dargestellten den Geheimschreiber Caesar TROGUS erkennen, der
nach Pohl seit der Schlacht im Badewald in der Geschichte nicht
mehr erwähnt wird. Die Skulptur wurde beim Neubau der Kirche
als Eckstein verwendet und dürfte hier bald verwittern.
-
- Ein weiterer beweiskräftiger
Fund ist ein ca. 70X40x30 großes Fragment aus weißem
Kalkstein mit d. Rest eines vierzeiligen Schriftbandes einer
Tabula ansata, das im Römerbad vermauert ist.
-
- (5. Fortsetzung)
-
Da zwei der vier Zeilen auf IDI
enden, dürfte es sich einwandfrei um ISIDI, die Walküren
der Gefallenen im Allgemeinen handeln, denn der Stein muß
seiner ursprünglichen Größe nach von einem
bedeutenden Bauwerk stammen. Zu diesen Größenverhältnissen
passen hier noch andere Funde. Viel Kleinfunde und die
Bezeichnung des Straßenkreuzes in Zülpich An der
Kinat (Cinis - Asche) weisen darauf hin, daß hier das
Cinerarium der im Badewald umgekommenen Legion zu suchen ist.
Nach den Fundstellen dürfte sie den Franken zugeschriebene
Taufkapelle Chlodwigs mit dem hier gesuchten Cierarium identisch
sein.
-
- Da 11000 Gefallene 11000
Walküren benötigen, um in Walhalla einzuziehen, wären
die 11000 Kölner Jungfrauen als römische Walküren
erheblich älter und geschichtlich glaubwürdiger
erklärt, als die weniger überzeugenden 11000
Begleiterinnen der Hl. Ursula.
-
- Der König Ambiorix
-
- Bei der Auslegung des
Caesartextes empfiehlt es sich, den wechselnden Standpunkt des
Berichterstatters zu berücksichtigen:
-
Buch II ist zuerst von
Oberitalien und Südgallien aus, dann von Maubeuge, und ab
Kapitel 29 vom Castellum ATUATUCA aus geschrieben. Buch V ist
zunächst von Amiens aus und später vom Castellum
ATUATUCA aus verfaßt. Buch VI berichtet zuerst aus Mailand,
dann aus Paris und weiter aus der Gegend von Andernach, soweit es
die planmäßige Einkreisung des Ambiorix und des
Eburonenlandes vorbereitet. Die Schilderung des Rachefeldzuges
gegen Ambiorix geht sodann von Andernach über das Lager
ATUATUCA zum Lager TÜSCHENBROICH, an die Quellen der
Schwalm, und befaßt sich hier ausführlich mit der
ergebnislosen Verfolgung des Eburonenkönigs, bevor die
zweite Vernichtungswelle gegen sein Land von ATUATUCA aus in
Scene gesetzt wird.
-
- So wird es auch textlich
klar, daß Ambiorix seinen Hof bei ATUATUCA und seinen
Kriegstross, Karren und Pferde circum se im Castellum
ATUATUCA gehabt haben wird. Das wäre dann für Caesar
der Hauptgrund gewesen, den gesamten Tross seiner neuen Legion
nun auch seinerseits dorthin zu disponieren um die eigenen
Ausfälle durch den soeben beendeten Suebenkrieg mit der
eroberten Beute auszugleichen.
-
- Das Aedificium des Königs
befand sich also in der Nähe des Lagers beim Wasser und war
vom Wald umgeben, der ihm die Flucht ermöglichte. Das paßt
auf die Gegend von Thuir, einen Kilometer östlich der Porta
principalis dextra. In Thuir hat eine alte Hofanlage und später
eine Burg gestanden. Römische und fränkische Gräber
und Siedlungsspuren sind bedeutend. Im nahegelegenen Muschling
wurden vor Jahren vom Bonner Landesmuseum Befestigungen in der
Größe von 100x100 Metern festgestellt. Mit dem Ort ist
die Sage einer versunkenen Burg und ihrer Beziehungen zu Thuir
verbunden. Ein Schatz wird von einem streunenden Hund mit
glühenden Augen bewacht.
-
- Der Fluchtweg des Königs
ging in der einzig möglichen Richtung nach Norden durch die
Ausläufer der Ardennen, sprich Dürener Stadtwald, zu
einem Nebenfluß der Maas. VI 33. Er führte von Thuir
wohl über den schnurgeraden Rurhöhenweg (Kriegerweg)
durch die Drover Heide, vorbei an Düren, Jülich,
Erkelenz, über den Königsweg nach Tüschenbroich
vor Wegberg, an die Schwalm, die in die Maas fließt, um von
hier aus vermutlich bei Xanten den rettenden Rhein zu überqueren.
Eine Rückkehr war nicht möglich, weil Caesar Xanten und
die Rheinfront mit Legionslagern spickte und zudem anno 51 eine
dritte Vernichtungswelle über das Eburonenland, den Kölner
Raum, startete. VIII 24, 25.
-
- Caesars Auftrag
-
- Caesars Hass gegen die
Atuatucer und Eburonen hatte also seinen tieferen Grund in den
Geschehnissen der Vorgeschichte Roms und seiner wiederholten
Bedrohung durch die Cimbern und Teutonen.
-
Die Ereignisse um ATUATUCA anno
57, 54, 53 und 51 und die Vernichtung der Usipeter und Tenkterer
anno 55 sind unter diesem Gesichtspunkt als Teilabschnitte einer
fortgesetzten Handlung aufzufassen.
-
- Es war eine Handlung ohne
Ende, denn Caesars Schwert blieb auch nach seiner Abberufung im
Marstempel zu Köln am Rhein zurück, wohl als Auftrag
und Verpflichtung für seine Nachfolger, mit den gefürchteten
Germanen jenseits des Rheines weiter abzurechnen.
-
- Es bleibt den
Geschichtsforschern überlassen, in dem endlich entdeckten
ATUATUCA nicht nur die römische Operationsbasis sondern auch
die der Cimbern und Teutonenzüge zu erfassen, die das
römische Imperium von 113-101 v. Chr. wiederholt in höchste
Bedrängnis gebracht hatten.
-
- Für die Verleger des
Lehrbuches Caesar, De bello Gallico ergibt aus der
Entdeckung als Nächstes die Notwendigkeit der neuen Auflage
des Textbuches unter Anderem eine entsprechende korrigierte
Landkarte beizufügen, damit den Millionen Lehrern und Latein
lernenden Schülern Höherer Lehranstalten in der ganzen
Kulturwelt die tatsächlichen Verhältnisse richtig und
besser verständlich vermittelt werden können. Daß
dies bisher nicht möglich war, hat Prof. Reiner Müller
mit Bedauern festgestellt, nachdem er in ad flumen Sabim,
quod influit in Mosam, extremasque Ardennea partes V 33,3
einen Abschreibefehler und die Swalm (Sualmis) erkannt hatte.
(Vgl. R. Müller, Römische Itinerarstraßen im 4.
Jahrhundert).
-
- So ist die Entdeckung
ATUATUCAS geeignet, eine empfindliche Lücke in der
bisherigen Lehrmeinung der Geschichte aufzufüllen und
weitergehende Perspektiven zu eröffnen, über die in
einer nächsten Abhandlung berichtet werden soll. .....
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Thorso
eines Römers in Civil. Teil eines Denkmals, Größe
70x120x30 cm, weist mit der Linken auf ein offenes Buch in der
Rechten und wird von einem Germanen, erkenntlich am Rundschild,
mit einer Lanze bedroht. (Trogus). Gefunden in Zülpich, an
der neuen Kirche, als Eckstein 1957 eingemauert. -
- Zusammenfassung
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- Es wird mit strategischen
Ueberlegungen durch die Erforschung alter Straßen und
Signallinien unter Berücksichtigung alter Flurnamen
nachgewiesen, daß das CASTELLUM ATUATUCA in Caesars Buch De
bello Gallico in textsicherer Uebereinstimmung mit Caesars Buch
De bello Gallico auf der Rurhöhe, der
Rhein-Maas-Wasserscheide, beim Trigonometrischen Punkt 341,8, auf
dem Clemensstock, westlich des Dorfes Berg vor Nideggen, 40
Kilometer südwestlich von Köln. lag.
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- Das CASTELLUM ATUATUCA war
das Belagerungslager Caesars vor dem OPPIDUM ATUATUCORUM, der
heutigen Stadt Nideggen.
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- Die Gegend war die Heimat der
ATUATUCER, der Nachkommen der Cimbern und Teutonen, die von
dieser Basis aus das römische Imperium in den Jahren 113-101
v. Chr. wiederholt bedrohten.
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- Für Caesar und die Römer
war das ein Hauptgrund d. Atuatucer zu deportieren und die
Eburonen zu vernichten um den strategisch hochbedeutsamen Ort als
Drehscheibe und Basis der römischen Operationen in
Nordgallien im Kampf um den Rhein und gegen Germanien, Britannien
und Hispanien für ca. 450 Jahre fest in der Hand zu
behalten. --
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- (Geschrieben zu Köln am
Rhein im Monat Februar 1959. Alle Rechte, insbesondere der
Uebersetzung, Uebertragung durch Rundfunk, Verfilmung und des
Vortrags vorbehalten. Anschrift des Verfassers, Dr. med. Albert
Jackels, Köln)
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