Münstereifels schönstes Fachwerkhaus
Eine neue Zierde für das Kneippbad Münstereifel

Von Julius Eigner


Die Fülle alter und schöner Bauten innerhalb der mittelalterlichen Wehrmauer, die dem schönen Eifelstädtchen schon seit langem den Namen „das rheinische Rothenburg“ eingetragen haben, ist nun durch einen besonders glücklichen Umstand vermehrt worden. Es handelt sich um das Haus Heisterbacher Straße Nr. 1, das in vorbildlicher Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn, dem Architekten und der Denkmalpflege nicht nur vor dem endgültigen Verfall gerettet wurde, sondern auch in seiner ganzen Schönheit wiedererstand. Es ist heute ein Schatzkästlein innerhalb der 1100jährigen Stadt in der Eifel und die vielen Fremden, die es als das schönste in Münstereifel bezeichnen, sind gut beraten. Es trägt den Namen „Historisches Weinhaus an der Rauschen“. Bildhauer Ferdinand Müller hat das verwohnte und dem Verfall preisgegebene Haus aus dem Besitz der Stadt erworben und wiederhergestellt.


Historisches Weinhaus „An der Rauschen“ von Ferdinand Müller
Foto: Stork

Das Haus übt nach der Erneuerung auf die Besucher einen ganz besonderen Reiz aus. Die Weingaststätte ist mit Geschick und mit Geschmack von dem Besitzer eingerichtet worden, der es verstand, Altes und Neues hier zu vereinen. Zum neuen gehört der Komfort unserer Zeit, zum Alten die vielen Bilder, Plastiken, Möbel und Geräte aus dem Besitz des Bauherrn. Auch die Wohnräume des Obergeschosses sind mit mancherlei Originalen ausgestattet und können von Interessenten besichtigt werden.

Wer das Haus betritt, sieht auf dem Querbalken über der immer schon zum Haus gehörigen Originaltür die Jahreszahl 1553. Keramikreste im Keller des Hauses lassen unschwer erraten, daß das Haus früher als Trinkstube benutzt wurde. Alte Akten im Rathaus enthüllen die Tatsache, daß für dieses Haus schon 1620 eine Getränkesteuer erhoben wurde. Einst war es ein Zunft- und Vogthaus, dann ein Wohnhaus. Mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang der Stadt zum Ende des letzten Jahrhunderts verfiel es allmählich. Als gegen Ende des letzten Krieges ein Panzer in den Anbau des Gebäude fuhr, schien das Ende des schönen Hauses besiegelt.

Viele jahre lang sah man es in diesem Zustand. Mutwillige Hände förderten das Werk der Zerstörung. Es stimmte jeden Heimatfreund traurig, wenn er sah, daß das Haus nicht wieder instandgesetzt wurde. Aber die Stadt hatte nicht die Mittel, auch nur die einfachsten Erhaltungsarbeiten ausführen zu lassen. Schließlich erreichte es Ferdinand Müller, daß er im Tausch gegen ein Grundstück das alte Haus aus dem Besitz der Stadt erwarb. Nachdem erst einmal die allernotwendigsten Schutzmaßnahmen durchgeführt worden waren, um den Verfall aufzuhalten, dauerte es nicht mehr lange, bis schließlich auch der Wiederaufbau begann.


Blick in das Innere des historischen Weinhauses „An der Rauschen“ in Münstereifel

Es war nicht leicht, das Haus in seiner alten Form wiederherzustellen, denn im Laufe seiner Geschichte waren manche Veränderungen angebracht worden, die die ursprüngliche Form des Hauses störten und verändert hatten. Architekt Dr. Fritz Steinmann, dem seine Vaterstadt Münstereifel eine ganze Reihe herrlicher moderner Bauwerke verdankt, hat hier zusammen mit der Denkmalpflege eine Lösung gefunden, die das Alte und das Neue zusammenführte, ohne daß ein Mißklang entstanden wäre.

Nun, nachdem das alte Haus in seiner wahrscheinlich ursprünglichen Form wiederhergestellt wurde - es handelt sich hier, um es einmal fachmännisch auszudrücken, um einen typischen Ständerbau aus der spätgotischen Zeit mit einem breiten Überhang, ein Typ, der in der ganzen Umgebung sehr selten ist - kann man es wieder in seiner alten Schönheit erkennen und genießen.


Aus dem historischen Weinhaus „An der Rauschen“ in Münstereifel

Hinter dem Haus, an einer der schönsten Partien der Erft, der sogenannten „Rauschen“, der das Haus seinen Namen verdankt, befindet sich ein stiller, gepflegter Garten, der nicht nur der Erholung dient, sondern vor allen Dingen einen schönen Blick auf das mittelalterliche Münstereifel schenkt, wie ihn nur die wenigsten Besucher der alten Stadt kennen.

Was dem Haus seinen ganz besonderen Charakter gibt, ist - wie schon oben gesagt - die Tatsache, daß sich hier Altes und Neues in geradezu vorbildlicher Weise vereint. Außerdem ist es ein Beispiel dafür, was die private Initiative eines Bürgers zu tun imstande ist, wenn sie sich mit der nötigen Entschlußkraft und mit Geschmack paart.

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