Das verschwundene Modell des Römerkanals


Der Römerkanal

Dicht vor den Toren unserer Stadt, am Orte Weingarten vorbei läuft bekanntlich das großartigste in unserer Gegend teilweise noch erhaltene römische Baudenkmal, der Römerkanal, der von dem Kaiser Vespasian um 75 n. Chr. im Bau begonnen, erst 50 Jahre später unter Hadrianus vollendet wurde und von den „Sieben Sprüngen“ bei dem Dorfe Urft aus das frische klare Eifelwasser der Stadt Köln und den dazwischen liegenden Römerorten zuführte. Obschon dieses Denkmal römischer Kultur wie bereits gesagt, dicht vor unseren Toren liegt - Hand aufs Herz, lieber Leser, hast Du es an Ort und Stelle gesehen? Vielleicht - aber Viele haben sich noch nicht der kleinen Mühe unterzogen oder den Sinn für Altertum-Sehenswürdigkeiten aufgebracht, um in Weingarten dieses Überbleibsel römischer Herrschaft in unseren heimatlichen Gauen in Augenschein zu nehmen; was heute um so leichter ist, als die Weingartener und benachbarte Eifelvereins-Ortsgruppen - darunter auch die hiesige - den Zugang zum Kanal mit bedeutenden Kosten leicht auffindbar und passierbar gemacht, den offengelegten Kanal auch durch geeignete Maßnahmen vor dem Vorfall bewahrt haben.

Über dieses sein Sorgenkind macht der Eifel-Verein - und hier sei besonders des kunstverständigen Herrn Pfarrer Reinartz und seines treuen Helfers Lehrer Gebertz in Weingarten gedacht - mit Argusaugen und sucht mit allen Mitteln dieses Denkmal römischer Bau- und Nivellierungskunst der Nachwelt zu erhalten. Die hiesige Ortsgruppe hat durch Herrn Lott in Weingarten ein naturgetreues Modell des Kanals herstellen lassen, welches mit anderen schon vorhandenen Gegenständen den Grundstock zu einem hiesigen Heimat-Museum bilden soll. Die Arbeit ist Herrn Lott außerordentlich prächtig gelungen; Naturechtheit und Altertum weben ihre Schleier um das Gemäuer, in dessen Spalten das Moos und auf dessen Boden und Seitenwänden der Kalksinter, den das Wasser in jahrhundertelangem Lauf absetzte, nicht fehlt.

Das Modell ist von heute ab im Schaufenster der Euskirchener Zeitung, Wilhelmstraße 21, zur Ansicht ausgestellt und dürfte berechtigtes Interesse erwecken. Der Eifel-Verein hat damit, daß er dieses Stück in Auftrag gab, einen außerordentlich dankbaren Beitrag zum Kapitel „Heimatpflege“ seinen sonstigen vielseitigen Aufgeben zugefügt. Man muß ihm sowie dem Verfertiger des Modells alle Anerkennung aussprechen.

Entnommen: Fotokopie unbenannt, wahrscheinlich Euskirchener Zeitung vom 21.5.1927

Archiv Reiner Krause
Edition Woenge.de 24.2.3003 - H.K.

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